Blickpunkt - Artikel

Die Milch macht's möglich

Milch und daraus hergestellte Produkte gehören in vielen Kulturen zu den wertvollen Grundnahrungsmitteln. Je nach vorherrschender Tierhaltung findet die Milch von Kühen, Schafen, Ziegen, Esel, Pferden oder Kamelen Verwendung. Alle Kulturen, in denen Viehzucht betrieben wird, haben Produkte aus Milch in irgendeiner Form in ihren Speiseplan integriert. Dennoch tauchen in den Medien immer wieder Statements über den Unsinn von Milch in der menschlichen Ernährung auf. Dafür werden Argumente herangezogen wie „Milch ist von der Natur aus nur für Säuglinge vorgesehen“ und „Ausgewachsene Säugetiere trinken auch keine Milch und haben dennoch starke Knochen“ oder „Der Milchkonsum wird nur von unserer Milchwirtschaft propagiert“ und „In vielen Kulturen wird gar keine Milch getrunken.“

Es gibt nur ein einziges Nahrungsmittel, das für den Menschen perfekt ist und das ist Muttermilch für Säuglinge in den ersten 6 Lebensmonaten. Danach setzt sich eine gute und ausgewogene Ernährung durch eine sinnvolle Kombination von Lebensmitteln zusammen. Die Auswahl an Lebensmitteln ist kulturbedingt und liefert insgesamt immer die notwendigen Nährstoffe in ausreichender Menge. Nur so kann sich ein kindlicher Körper optimal entwickeln und Erwachsene ihre Körperkraft und Gesundheit erhalten. Milch ist in der Zusammenstellung einer guten Ernährung nicht unbedingt erforderlich, vorausgesetzt die notwendige Calciumzufuhr wird durch andere Lebensmittel gewährleistet.

Ohne Calcium geht es nicht!

Calcium ist ein wichtiger Grundbaustein für Knochen und Zähne. Darüber hinaus spielt es eine bedeutende Rolle bei der Stabilisierung von Zellmembranen, bei der Blutgerinnung und als Signalsubstanz für Muskelkontraktionen und Sekretionsprozesse. In Europa und Nordamerika sind Milch und Milchprodukte schon seit langer Zeit die vorwiegenden Calciumlieferanten für die menschliche Ernährung. Calcium kommt aber auch in pflanzlichen Lebensmitteln vor. Die Verfügbarkeit von Calcium aus pflanzlichen Lebensmitteln wird durch Substanzen wie Oxalate, Phytate und Lignine beeinträchtigt. Um den Bedarf an Calcium über Brokkoli, Fenchel oder Grünkohl zu decken, müssten Sie täglich ¾ - 1 kg dieser Gemüse oder 300 – 400 g Nüsse und Samen essen.

Bei der Ernährung durch Mischkost (Kombination von tierischen und pflanzlichen Lebensmitteln) empfiehlt die DGE für Erwachsene eine täglich Zufuhr von 1000 mg Calcium. Diese sind beispielsweise enthalten in 200 ml Milch + 150 Joghurt + 40 g Käse. Es muss niemand Milch pur trinken. Der Bedarf kann durch beliebige Kombination aus den verschiedenen Gruppen von Milchprodukten gedeckt werden. Wenn keine Milchprodukte vertragen werden, dann muss der Calciumbedarf über andere Lebensmittel gedeckt werden. Dabei ist auch calciumhaltiges Mineralwasser eine gute Quelle. In der Jugend ist der Bedarf an Calcium am höchsten, da während der Wachstumsjahre die Basisstabilität der Knochen aufgebaut wird. In späteren Jahren wird durch eine ausreichende Calcium- und Vitamin D-Versorgung eine Abnahme der Knochendichte und damit das Auftreten von Osteoporose verhindert.

In vielen Schwellenländern beobachtet man heutzutage ein vermehrtes Auftreten von Osteoporose, weil die Menschen die ursprünglichen Ernährungsformen mit z. B. viel Gemüse und dem Verzehr von kleinen Fischen oder Tieren einschließlich deren Gräten oder feinen Knochen aufgegeben haben. Wenn traditionelle Calciumlieferanten wegfallen, müssen sie durch andere ersetzt werden. Mit der Vielfalt der Nahrungsmittel lässt sich landestypisch oder auch individuell eine sehr breite Palette an Ernährungsgepflogenheiten zusammenstellen. Wichtig ist, dass die wesentlichen Grundbestandteile mit der Ernährung in ausreichender Form zugeführt werden.

Übrigens: Ein Löwe deckt seinen Calciumbedarf dadurch, dass er einen Teil der Knochen mitverspeist. Eine Kuh bekommt ihr Calcium durch den Verzehr einer ungeheuer großen Menge an Grünfutter jeden Tag.

Pages